Ein Topf Ben & Jerry’s – Interview mit Florian aus Oberbayern

Vom Halbmarathon auf die Mitteldistanz Triathlon. Das ist es, was sich Florian aus Schwindegg in Oberbayern vorgenommen hat. Wenn im Winter irgendwo Schnee liegt, dann dort. Wie er über die Off-Season kommt und warum es gar nicht fair wäre, ihm nach dem Wettkampf die Eiscreme wegzunehmen – das hat uns der „Runningflo“ erzählt.

Hallo Florian, kommst du gerade vom Training?

Hallo Mathias, nicht ganz, aber mein Soll habe ich heute schon erfüllt.

Runningfloo Florian
„Runningfloo“ Florian. (Foto: privat)

Was lag zuletzt an?

Nach meinem Halbmarathon vor ein paar Tagen „durfte“ ich heute wieder die Laufschuhe schnüren und bei angenehmen Temperaturen einen lockeren Lauf absolvieren.

Wir sprechen mit dir in der schwersten Zeit des Jahres, zumindest für Triathleten. Weder Rennradfahren noch Schwimmen im See – wie hältst du im Winter die Stimmung und die Lust auf Training hoch?

Also vorneweg, Lust aufs Training, beziehungsweise auf all die Disziplinen habe ich sowieso immer. Freilich, Rollentraining zu Hause im Wohnzimmer – da gibt es Dinge, die weitaus prickelnder sind. Aber ich weiß, dass es dazugehört und im Prinzip habe ich mir es ja selbst ausgesucht. So und so versuche ich das Positive aus Situationen zu ziehen und das Beste daraus zu machen. Schwimmtechnisch muss ich sagen, dass die Bäder, in denen ich mich in den letzten Monaten so aufhalte ja allesamt schön, praktisch und gut zu erreichen sind. Das hebt dann automatisch die Stimmung.

Wenn man darüber spricht, fallen dann Worte wie „Wahnsinniger“…

Wo treffen wir dich jetzt häufiger – auf einer Rolle, stur auf der Stelle fahrend oder im Wald, Grundlagen zu Fuß legen?

Verteilt auf die 3 Disziplinen die ich ausführe, ganz klar in meinen auserwählten Hallenbädern. Ansonsten bin ich zurzeit 1 x in der Woche auf der Rolle und 2 x in meinen Laufschuhen unterwegs. Dabei zieht es mich dann durchaus in die umliegenden Wälder hier in der Gegend.

Schauen wir nach vorn. Bald gibt’s die ersten Selfies aus Mallorca vom Trainingslager. Wenn dich Kollegen fragen, was du im Urlaub machst – was sagst du denen?

Also die, die mich fragen würden, kennen mich und wissen eigentlich ganz genau was ich um diese Jahreszeit im Süden Europas machen werde. Denen muss ich das gar nicht lang und breit erklären oder erläutern. Wenn man darüber spricht, fallen dann Worte wie „Wahnsinniger“, „Verrückter“ und „Extremer“ – aber alles im positiven Sinne gemeint.

Verstehen die das?

Hhm, verstehen – man wird eher ein wenig bewundert. Verstehen ist vielleicht das falsche Wort. Warum und wieso ich jetzt im Februar nach Spanien fliege um zu trainieren, das versteht mein Umfeld schon. Also wettertechnisch. Ich kenne aber keinen, der das ebenso machen würde. Ich meine die Mehrzahl meiner sozialen Kontakte, sei es Familie, Kollegen oder Freunde würden eher im Sommer nach Mallorca fliegen, um dort richtig Urlaub zu machen.

Flo beim Halbmarathon
Flo beim Halbmarathon 2015 in München (Foto: privat)

Bevor du mit Laufen angefangen hast, warst du Amateurfußballer. Im Blog berichtest du über die Vorgeschichte mit Kreuz- und Innenbandriss. Das tut schon beim Lesen weh. Wie wird man nach so einem Einschnitt ausgerechnet Ausdauerläufer?

Schwierig zu sagen. Der Sport war in meinem Leben schon immer ein sehr bedeutender Faktor. Nach meiner schweren Knieverletzung 2012 ging ja erstmal gar nichts mehr in diese Richtung. Jeder, der diese oder eine ähnliche Verletzung durchgemacht hat, der weiß wovon ich spreche. Für mich war damals relativ schnell klar, dass ich nach dieser und einigen Verletzungen zuvor nicht mehr Fußball spielen möchte. Da überhaupt keinen Sport machen für mich keine Option darstellte und man ja sowieso immer mal wieder zum Laufen gegangen ist, war der Weg dorthin irgendwie geebnet. Einziges Problem damals war, dass ich schon immer der Typ war, der den Wettkampf braucht. Einer, der auf ein Ziel hin trainieren möchte. Einfach nur stupide von A nach B zu laufen, das wäre nichts gewesen für mich. So lief ich mit ersten Trainingsplänen, beschäftigte mich immer mehr mit der ganzen Materie, nahm an ersten Volksläufen teil und kann den ambitionierten Ausdauersport seitdem zu meinen Lebensinhalten zählen.

Die Stimmung und Atmosphäre, einfach unglaublich.

Und der Triathlon-Virus? Wie hast du dich damit infiziert?

Das lässt sich ganz einfach beantworten. Ich hatte im Sommer 2015 das Glück, die Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Zell am See zu verfolgen. Live und direkt an der Strecke. Die Athleten selbst, deren Kraft und Ausdauer, das Ganze drum herum, die Stimmung und Atmosphäre, einfach unglaublich. Ich könnte noch 100 weitere Gründe für die „Infizierung“ aufzählen aber mehr muss ich dazu glaub ich gar nicht sagen oder?

Nein. Dein Trainings- und Wettkampfplan 2016 ist auf eben diesen Ironman 70.3 in Zell am See Ende August ausgerichtet. Davor geht’s kreuz und quer durch Bayern und Österreich zu Läufen und Triathlons – wonach wählst du die Testwettkämpfe aus?

Ganz wichtig ist mir, dass ich jeden Monat die Spannung hochhalten kann. Was gibt es da besseres, als Testwettkämpfe zu bestreiten? Die Form wird regelmäßig überprüft, die Lust an Rennen gestillt und der Körper nach und nach auf den Ironman 70.3 vorbereitet. Ob mir nun eine Veranstaltung bzw. ein Wettkampf zusagt oder nicht, das kristallisiert sich relativ schnell heraus. Wie der Wettkampf organisiert ist, ist dabei immer ein wichtiger Faktor. Bilder und Starterlisten aus den letzten Jahren verraten einem oftmals sehr viel und Kontakte zu anderen Sportlern machen es dann auch einfacher, das „Richtige“ herauszupicken. Da ich seit dieser Saison ja im Team der „ASICS Frontrunner“ bin, kommt deshalb automatisch noch das eine oder andere interessante Event hinzu.

Ich fühle mich einfach wohl bei euch und finde den Grad der Betreuung optimal.

Du trainierst in dieser Saison zum ersten Mal mit einem MyGoal-Trainingsplan. Wie würdest du das Training beschreiben? Was war neu für dich?

Vorneweg genieße ich es, einen durchstrukturierten Plan zu haben bzw. nach diesem trainieren zu können. Neu für mich war sicherlich der Faktor alle Disziplinen so zu trainieren, dass es im Sommer dann auch für meine erste Mitteldistanz reichen wird. Da bin ich schon sehr froh, dass ich mit Anke eine Trainerin an meiner Seite habe, die etwas von ihrem Fach versteht, auf meine Wünsche eingeht und ein offenes Ohr für mich hat. Sie weiß was ich leisten kann und baut mir jeden Monat meinen Trainingsplan so, dass ich gefordert bin, abwechslungsreich und sinnvoll trainieren kann und vor allem Spaß daran habe. Ich fühle mich einfach wohl bei euch und finde den Grad der Betreuung optimal, um meine gesteckten Ziele zu erreichen.

Reden wir noch kurz übers Essen – auch die vegetarischen bzw. veganen Rezepte in deinem Blog zeigen einen gerade 30-Jährigen, der sehr bewusst lebt. Bestellst du im Wirtshaus niemals Wurstsalat, Leberknödel oder Schweinshaxe?

Sagen wir es so, die Tage im Jahr, an denen ich in einem (bayerischen) Wirtshaus lande, kann ich mittlerweile schon an einer Hand abzählen. Es fällt mir aber auch nicht schwer auf solche Dinge zu verzichten. Genauer gesagt verzichte ich ja auf nichts. Das bewusste Essen habe ich mir über die Jahre so angeeignet und finde, dass ich damit sehr gut zurechtkomme. Mir fehlt es an nichts, ich habe jede Menge Abwechslung in meiner Ernährung und probiere immer wieder neue Dinge aus.

immer ein kleiner Topf Ben Jerry’s Eiscreme

Komm, eine Sünde muss es doch geben… ?

Aber natürlich gibt es die. Nach Rennen oder Wettkämpfen befindet sich überraschender Weise immer ein kleiner Topf Ben Jerry’s Eiscreme in meinem Gefrierschrank, der nur darauf wartet, vernichtet zu werden.

Fair. Was würdest du Menschen sagen, die auf einen ordentlichen Schweinebraten mit Knödel nicht verzichten wollen?

Naja, ich denke die Mischung macht es aus. Achtet jemand sonst auf sich und seinen Körper, liebt aber den sonntäglichen „Schweinshaxn“, dann wünsche ich demjenigen natürlich guten Appetit. Wenn aber jemand die ganze Woche über solche Dinge zu sich nimmt, würde ich wahrscheinlich eine Litanei an Krankheiten aufzählen, die denjenigen höchstwahrscheinlich schon recht bald einholen werden.

Du bist in der Altenpflege tätig und siehst jeden Tag, wozu falsche Ernährung und Bewegungsmangel führen können. Wenn du jetzt mal 40 Jahre in die Zukunft denkst und bitte den folgenden Satz vervollständigst: Mit 70 ist…

Mein Körper und Geist hoffentlich noch immer in der Lage, einen Wettkampf in der Altersklasse 70-74 absolvieren zu können.

Danke Flo, komm gesund ins Ziel! Wir sehen uns in Zell am See! 

Florian trainierte dafür mit einem Triathlon Trainingsplan.

3 Gedanken zu „Ein Topf Ben & Jerry’s – Interview mit Florian aus Oberbayern“

  1. Also über die Eissorte könnte ich jetzt mit dem Florian diskutieren, aber ansonsten ein sehr sympathisches Interview. So wie ich den Florian auch immer auf seiner Seite erlebe. Ich wünsche ihm natürlich auch hier alles Gute für das neue Projekt MD und bin gespannt, wie der Weg dorthin so verläuft.

    Ich bin wirklich dafür, dass wir MyGoal Schützlinge alle mal treffen. So ein Triathlon gemeinsam fände ich total irre! Da könnte das MyGoal Team sicher ganz vorn mitmischen. Wenn man mich jetzt so theoretisch fragen würde, würde ich ja Havelberg oder den Müritztri empfehlen 😀

  2. Vielen lieben Dank für die netten Worte Din 😉 Falls wir uns mal sehen, bekommste von mir auch mal ein Ben & Jerry’s – ich kann dich sicherlich überzeugen 😀

    Deine Idee, gar nicht so verkehrt. Schützlingstreffen gepaart mit einem Wettkampf bzw. gemeinsamen Triathlon – das klingt doch mehr als reizend! 😉

    • Es gibt jetzt mehrere Möglichkeiten: Wir melden noch viele weitere Athleten beim Ironman 70.3 in Zell am See an 😉 oder wir greifen den Vorschlag auf und treten als Staffel(n) bei einem anderen Triathlon an. Das fände ich auch ganz toll und würde gern der Läufer in einer Staffel sein. In Berlin/Brandenburg bekommen wir ja theoretisch drei bis vier Staffeln voll. Außerdem kenne ich eine sehr gute Schwimmerin, die ganz bestimmt mitkommen würde… 🙂

Kommentare sind geschlossen.