Ziele erreichen wir durch Training. So einfach ist das — manchmal nicht. Mit der Erfahrung vieler Marathon-Läufe und von vier Ironman-Triathlons weiß ich, wie schwer es mitunter werden kann, Ziele zu erreichen. Als selbständiger Unternehmer geht es mir wie vielen unserer Athleten, die beruflich eingespannt sind, Familie haben und - eben anders als Profis - ihr Training in der Freizeit unterbringen müssen.
Ziele erreichen auch in harten Phasen
Ich erinnere mich an eine völlig verkorkste Saisonvorbereitung im Triathlon. Eine langwierige Grippe hatte mich völlig aus der Bahn geworfen und meinen Start bei der Challenge Roth in Frage gestellt. Wie MyGoal Trainerin Anke mir geholfen hat, ist hier im „Challenge-Experiment“ erzählt. Eine gute Trainerin - und sie ist die Beste - kriegt den Plan schon hin. Aber schaffe ich das? Die mentale Herausforderung hieß: Kann ich mir überhaupt noch vorstellen, das Ziel zu erreichen?
Ja, ich kann es mir immer vorstellen. Ich nenne es notorische Pessimismusverweigerung. Andere sagen Optimismus, nur ist der eben sauschwer zu finden, wenn Ziele unerreichbar erscheinen. Meine Haltung ist eher trotzig, aber auch realistisch. Ich versuche es trotzdem und justiere mein Ziel neu. Wie man das lernt? Durch Niederlagen in allen Lebenssituationen. Erfahrung ist der Schatz, den du bekommst, wenn du nicht zum Ziel gekommen bist. Das will man lieber selten erleben, aber wir lernen weniger aus dem Erfolg.
Wenn es schon im Training schwer wird, sind das meine 3 wichtigsten Tipps fürs Ziele erreichen:
- Situation genau erkennen! Mach dir bewusst, wie schwer der Rückschlag wirklich ist und welche Möglichkeiten bleiben. Richte dein Training neu aus oder lass dir von einem erfahrenen Trainer dabei helfen.
- Definiere das Ziel neu! Sehr gut geht das mit dem SMART-Prinzip. Auf das R wie Realistisch kommt es jetzt besonders an.
- Auf das Ergebnis fokussieren! Versuche dir ganz genau vorzustellen, wie es im Ziel sein wird. Trainiere das ruhig jeden Tag. Ein Foto an der Wand oder als Bildschirmhintergrund hilft dir dabei. Ziel heißt wirklich Ziel! Athleten, die sich auf den „Start ihres Lebens“ fokussieren, riskieren schon 100 Meter dahinter alles erlebt zu haben, wofür sie gekommen sind.
Ist diese schwierige mentale Aufgabe erst einmal geleistet, kann das Training neu beginnen. Du wirst die neue Kraft sehr schnell spüren.
Doch noch Ziele erreichen, wenn es im Wettkampf schwierig wird
Ob wir ausreichend und richtig trainiert haben, beweist sich für Ausdauersportler im Wettkampf. Aber selbst mit perfekter Vorbereitung kann auf dem langen Weg zur Ziellinie viel dazwischen kommen. Was, wenn der Magen rebelliert? Oder eine Radpanne passiert? Die Muskeln verkrampfen? Das kann jeden noch so gut trainierten Athleten erwischen.
Vielleicht helfen dir diese mentalen Tricks, das Ziel doch noch zu erreichen:
- Halte den Kopf oben! Ich meine das wörtlich, selbst wenn alles unter Tränen verschwimmt. Schau den Helfern in die Augen! Du wirst eine unglaubliche Welle der Sympathie erfahren. Genau genommen ist das Empathie und die macht so viel mit uns Menschen.
- Vertraue darauf, dass dich jeder Schritt dem Ziel näher bringt. Auf diese eine fast unmöglich gewordene Bewegung kommt es jetzt an. Probier noch einen!
- Es ist unwichtig, was noch kommt. Es ist unabänderlich, was war. Nur jetzt ist Sein. Schwer zu begreifen, unmöglich zu erklären, aber konzentriere dich sehr genau auf diese eine Bewegung! Jetzt. Jetzt. Jetzt.
- Finde und wiederhole dein persönliches Mantra! Wenn dir das zu esoterisch erscheint: Beim Rennsteig-Marathon habe ich mal laut „Scheiße, scheiße, scheiße ...“ gerufen. Das half am Berg und erleichtert in dieser „Wortfolge“ das Ausatmen. Die anderen fanden‘s lustig.
- Quatsch andere an! Im Verlauf eines Wettkampfes bilden sich immer Gruppen. Du hast diesen Typen doch nun schon paar mal überholt (oder er dich). Dann hilft ein „Hi, how are you?“ vielleicht euch beiden, wenn es schwer wird. Ihr werdet euch im Ziel abklatschen. Sowas macht Spaß und vertreibt die miesen Gedanken ans Aufgeben.
Ziele erreichen trotz Schmerzen?
Es kann richtig brutal werden. Und ich glaube, dass psychisch gesunde Menschen den Schmerz lieber vermeiden. Dennoch kann er im Wettkampf zu einem fiesen Begleiter werden. Manchmal zwingt er auch tatsächlich zum Aufgeben — DNF. Doch bevor es dazu kommt, hast du noch ein paar Möglichkeiten:
- Versuche, den Schmerz anders zu sehen! Er ist etwas, das dein Tempo bestimmt. Der Schmerz ist das Limit, aber das Ende bestimmst du. Innerhalb dieser unausweichlichen Grenzen kannst du dich bewegen.
- Hab weiter Sehnsucht nach dem Moment, der gerade unerreichbar scheint! Versuche dir, den Schritt über die Ziellinie vorzustellen. Das gelingt am Besten, wenn du genau diese Übung schon vor dem Wettkampf immer wieder gemacht hast.
- Schalte um auf deinen Plan B! Fokussierte Athleten haben für den Fall immer ein weniger ambitioniertes Ziel formuliert. Das ist heute alles was geht. Wer innerlich darauf vorbereitet ist, wird auch mit Schmerzen umgehen können und ohne Enttäuschung finishen.
- Mach dem Leiden notfalls ein Ende! Wann es so weit ist? Schau den Helfern in die Augen! Wenden sie sich nur noch ab? Siehst du Entsetzen oder pures Mitleid statt Anfeuern? Dann hör auf! Dann war das beste Ziel, das du heute erreichen konntest, gesund zu bleiben.
Komm gesund ins Ziel!