Unglaublich, was man alles schaffen kann – Interview mit Marco aus Freiburg

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Was auch passiert – er wollte diese verdammte Finishline erreichen. Marco aus Freiburg erfüllt sich beim Ironman Switzerland seinen Traum vom Langdistanz-Triathlon und erlebt etwas fast Unglaubliches. Während des gesamten Rennens kommen niemals Zweifel auf. Wie er an dem langen Tag am Zürichsee den mentalen Fokus stets auf dem Ziel halten konnte, hat er uns erzählt.

Hey Marco, wie lange hat dieses breite Grinsen im Ziel eigentlich gehalten? Du hattest noch 3 Tage später getwittert, dass es noch da sei.

Gute Frage. Aber, das Grinsen hat locker eine Woche angehalten. Es begann im Moment, als ich die Ziellinie überquert hatte. Das Gefühl es geschafft zu haben, führte zu einem schier unendlich großen Glücksgefühl. Ich habe 3 Jahre auf diesen Moment hingearbeitet und als es dann geschafft war, führte das zu einem „Finish-Line-High“, das nicht enden will. Das Grinsen ging, aber der Stolz, es geschafft zu haben, der bleibt.

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Wie wäre es, wenn deine Trainerin zuhört und regelmäßig Zeit für dich hat?

Du hattest uns gleich eine E-Mail geschrieben, aus der wir mal zitieren dürfen: “Ich möchte mich für die Unterstützung von Euch bis zur Startlinie in Zürich bedanken. Was danach kam, ist immer noch unglaublich und größtenteils unbeschreiblich.“ Versuch mal das Unbeschreibliche in Worte zu fassen.

Hätte nie gedacht, dass man nach 180 km Radfahren noch laufen kann – Marco kann und ist ein Ironman.

Da muss ich wohl ein wenig ausholen. Als ich mit Triathlon anfing, war ich angefixt durch den Ironman Hawaii. Für mich war und ist das schon Extremsport. Wenn man sich die reinen Zahlen (3,8 / 180 / 42,2 km) auf der Zunge zergehen läßt, klingt das nach sehr viel und bestärkt diese Extremsport-Meinung. Wenn man dann sieht, was andere Sportler dafür tun, um einen Marathon zu finishen, ist die Aussicht darauf, den zu laufen, wenn man vorher schon geschwommen und 180 km Fahrrad gefahren ist, doch sehr speziell. Ich bin durchaus schon viele lange Strecken mit dem Rad gefahren und war mir eigentlich sicher, dass ich nach einer wirklich gemütlichen 200-km-Rennradtour nicht einen Meter mehr gehen wollte.

So kann der Kopf einem einen Streich spielen.

Genau so stand ich auch an der Startlinie, hatte mich von meiner Freundin standesgemäß „verabschiedet“  (See you at the finishline) – und nun begannen die Gedanken: Jetzt beginnt eine Reise mit einer unglaublichen Distanz. Unglaublich deshalb, weil man beim ersten Mal nicht weiß, wie es wirklich ist. Ich bekomme schon wieder Gänsehaut.

Was dann kam, ist tatsächlich nur schwer zu beschreiben. Ich möchte ein Beispiel vom Schwimmen herausnehmen und es versuchen. Im Kopf war das Ziel: „Ich will dieses Rennen finishen.“ So springt man ins Wasser. Da war ich dann auch fast 1 ½ Stunden und habe vor mich hingekrault. Das ist viel Zeit, die bemerkenswert schnell vergeht. Trotzdem kam nach 2/3 der Strecke ein Gedanke in mir auf: „Ohje, der Neo ist viel zu eng am Hals und ich bekomme gar keine Luft mehr. Um mich herum ist viel Wasser und ich kann mich nirgendwo festhalten.“ Ich habe dann den Kopf aus dem Wasser geholt, bin ein paar Meter Brust geschwommen und habe zu mir selbst gesagt: „Hey, stopp! Du willst die Ziellinie erreichen und du bist gerade mal eine Stunde unterwegs. Reiß Dich mal zusammen. Der Neo passt perfekt, ist eher eine halbe Nummer zu groß und du bekommst Luft. Und im Notfall gibt es Boote, da könntest du dich sogar festhalten.“

Daylight Finisher. Marco aus Freiburg im Ziel beim Ironman Switzerland.

Dann habe ich den Kopf wieder unter Wasser getaucht und bin weiter gekrault. Bis zum Schwimmausstieg. So kann der Kopf einem einen Streich spielen, aber wenn man will, schafft man es. Als ich dann wieder Boden unter den Füßen hatte, musste ich kurz daran denken. Es ist unbeschreiblich, wie man über solche fiesen Gedanken hinwegkommen kann. Man macht einfach weiter. Es regnete beim ersten Wechsel – überhaupt nicht mein Wetter! Egal, Helm auf, Schuhe an und weiter. 2 Runden mit je knapp 90 km Radfahren. Macht man. Ich ärgerte mich, weil ich über 6 Stunden gebraucht habe, aber eh egal. Einfach weiter.

In der Wechselzone sah ich meine Freundin und sagte: „Ich war in meinem Leben noch nie so froh, mein Rad abstellen zu können“. Als passionierter Radfahrer ein sehr seltener Satz. Ich war „fertig“, aber nein, es ist Ironman, es geht weiter. Es kommt ja nur noch ein kleiner Marathon. Also, Schuhe an, Mütze und Sonnenbrille auf, weiter gehts! Ich bin dann ganz langsam gelaufen, so langsam wie noch nie, aber egal, immer weiter. Und das ist das Unglaubliche. Wenn man sich im Kopf vornimmt, das machen wir heute, dann geht es. Wenn man sich im Training vornimmt 10 km zu laufen, dann ist man froh, bei 10 km die Stopptaste an der Uhr zu drücken. Es reicht dann auch und man ist fertig. Nimmt man sich vor 21 km zu laufen, schafft man das und das Gefühl ist das gleiche: Mehr geht gar nicht, ich bin fertig. Nimmt man sich vor, einen Ironman zu schaffen, dann ist man halt erst „fertig“, wenn man nach 226 km im Ziel ist.

Ich bleibe bei „unbeschreiblich“, auch wenn ich nun viele Worte benutzt habe, um es zu versuchen.

Was hat dich im Rennen so sicher gemacht, dass auch nach 12 bis 13 Stunden am Finish kein Zweifel aufgekommen ist? Hattest du eine bestimmte Strategie?

Strategie? Schwer zu sagen. Teilen wir es auf. Ich bin im Training 3 oder 4 mal die Distanz geschwommen, im 25-m-Becken. Ich wusste das kann ich. Also hab ich mir gesagt, hey, das kannst du, mach es! 180 km Radfahren kann ich wohl auch. Ich hab‘ am 1. August 2017 eine 200-km-Tour mit dem Rennrad gemacht. Ich weiß, ich kann es, also mach‘ ich es. Laufen – 21 km war meine bis dato längste Distanz. Das war mir gar nicht so bewusst. Ich wusste aber, dass es viele Menschen gibt, die das schon gemacht haben, also warum sollte ich es nicht können? Weiterhin hab ich mir selbst gedacht, im Notfall gehst du halt spazieren. An Aufgeben habe ich niemals gedacht. Das einzige was in meinem Kopf herumgeisterte, war die Geschichte von Sarah True in Frankfurt, als sie 800 Meter vor dem Ziel wegen Erschöpfung zusammengebrochen ist. Da musste ich drüber hinweg, weil mein Kopf mir bei Kilometer 33 sagte, dir wird gleich schwindelig. Blöder Moment. Aber, ich bin kurz gegangen und dann war alles gut.

Sagen wir es so, die Strategie war zu finishen. Darum haben sich meine Gedanken gedreht. Aussteigen war keine Option, Ausnahme natürlich, wenn der Körper nicht mehr kann.

Vor dem Rennen sah das noch anders aus. Wir können uns an eine ganze Reihe ausgefallener Trainings und entsprechende Zweifel erinnern. Wie hast du mit deiner Trainerin darauf reagiert?

Es ist so, dass ich mich durch persönliche Umstände quasi entscheiden musste, wie ich weiter vorgehe. Ich habe mich bewusst entschieden, immer mal wieder ein Training ausfallen zu lassen, um mehr Zeit für meine Kinder und meine Lebensgefährtin zu haben. Irgendwann packt einen dann die Panik – oh Gott, es sind nur noch wenige Wochen oder Tage bis zum Rennen und du hast schon wieder dies und das ausfallen lassen. Kann ich so noch mein Ziel erreichen? Ich habe dann mit Anke darüber geredet, wie sie das sieht.

Wie hat sie reagiert?

Anke hat zu mir gesagt: “Du kannst schwimmen, du kannst Rad fahren und du kannst laufen, du wirst es schaffen!“ Dann hat Sie mir ein Beispiel gegeben von einem Athleten, der mit 3 Monaten intensiver Vorbereitung und ohne langen Lauf trotzdem eine Langdistanz in unter 12 Stunden finishen konnte. Das hat mir auch viel Selbstvertrauen zurückgegeben. Ja und es ist so – ich kann das alles und ich kann mit viel Willensstärke das Ziel erreichen.

Ironman wird im Kopf entschieden?

Das ist es, was du mir gesagt hattest, Mathias: „Geh an die Startlinie und tu es! Im Endeffekt ist es ist eine Sache des Kopfes.“ Um die Frage zu beantworten – genau das ist es! Man braucht die gezielte Vorbereitung; das Ding hinter die Linie bringen, muss man aber selbst. Da kann einem dann auch keiner mehr helfen. Aber, wie schon gesagt, wenn man es wirklich will, dann schafft man es.

Mit solchen Einheiten wird man perfekt auf den Wettkampf vorbereitet.

Aber vor allem die Beine braucht es auch. Welche Trainingsideen haben dir am meisten geholfen, trotz des einen oder anderen verlorenen Kilometers ausreichend Kraft für die Langdistanz zu haben?

Man muß sich natürlich gezielt darauf vorbereiten, denn nur der Kopf ohne die Muskeln in den Beinen schafft es alleine nicht. Anke hat in ihren Trainingsplänen verschiedene Methoden eingebaut. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Halbmarathon im Training, dem quasi als Bonus 10 x 2 min. Intervalle hinzugefügt waren. Ich habe die 21 km mit 10 x 2 min. maximaler Anstrengung hinter mich gebracht. Ich habe geflucht und geschimpft und habe dann auch Anke gefragt, wie man so was machen kann. Für mich ist es ja nicht so gewesen, dass ich locker mal 21 km runterlaufe und zum Spaß noch ein Intervalltraining daraus mache.

Erster Marathon im Ironman. Erstaunlich war für Marco nicht nur das bei seiner Langdistanz-Premiere in Zürich.

Ihre Antwort darauf war: „Schau, für eine Langdistanz ist es nicht nur wichtig, ausdauernd zu sein, sondern es kommt darauf an, dass man Herausforderungen akzeptiert und durchzieht. An einem LD-Wettkampf kommen Höhen und Tiefen und Momente wo man denkt, warum eigentlich. Diese 10 x 2 min. sind simulierte Herausforderungen.“ Darüber habe ich lange nachgedacht. Es ist so, eine Langdistanz kann man nicht eben mal simuliert trainieren. Was man aber kann, ist wettkampfbezogene Einheiten absolvieren. Wie ich schon mehrfach sagte, der Kopf muss das mitmachen. Mit solchen Einheiten wird man perfekt auf den Wettkampf vorbereitet. Und ja, es reicht dann zwar „nur“ für einen unterirdisch langsamen Laufsplit, wenn viel ausgefallen ist – aber hey, das Ziel war das Ziel und somit alles gut.

Wir haben dein Rennen am Live-Tracker verfolgt und in der WhatsApp-Gruppe deiner Familie. Hast du unterwegs ein paar Kommentare mitbekommen?

Ja habe ich. Tanja stand ja immer wieder mal am Streckenrand und hat mir Feedback gegeben. Ich erinnere mich an den Moment, als ich mein 3. Rundenbändchen bekommen habe, mich irrsinnig gefreut habe, auf die letzte Runde gehen zu dürfen und dann auch noch Tanja gesehen habe. Da habe ich kurz angehalten und sie gab mir in wenigen kurzen Sätzen das Feedback aus der Gruppe weiter.

Welche Nachrichten haben dich am meisten gefreut?

Ich war völlig überwältigt davon, dass wirklich Menschen da draußen waren, die Zuhause oder unterwegs sich die Zeit genommen haben, um „virtuell“ dabei zu sein. Das hat schon sehr beeindruckt und auch geholfen. Als Tanja mir dann sagte, alle sind da und glauben an dich und sie hat mir Grüße ausgerichtet, auch von Euch, war ich schon sehr beeindruckt. Und ich fand es motivierend und schön, dass diese Menschen an mich geglaubt haben. Wie ich gesagt habe, unglaublich und unbeschreiblich – schön und motivierend.

Ab 2020 zieht der Ironman Switzerland von Zürich ins Berner Oberland. Wie sieht es aus? Thun tun?

Klar doch. Inzwischen bin ich angemeldet. Es war also wie ich vermutet hatte, es wird nicht die letzte Langdistanz bleiben! Ich habe lange überlegt, was ich als nächstes mache. Da waren sowohl Nizza als auch Hamburg im Gespräch. Letzendlich ist Thun von Freiburg aus recht nah und der Termin passt auch gut.

Vielleicht eines noch, in der letzten Laufrunde habe ich mich an einer Verpflegungsstelle ordentlich verpflegt und die Helferin, bei der ich mich bedankt hatte, daß sie als Helferin da ist, hat zu mir gesagt: „Es ist kein Dank notwendig. Das hab ich gern gemacht. Aber schön, Du hast es ja bald geschafft.“ Ich sagte ja, nur noch die Runde fertig laufen. Dann kamen wir auf das Thema „Erste Langdistanz und wird es die letzte sein?“ Ich sagte dann, nein, es werden weitere kommen. Ihre Reaktion war ein Lächeln und der Satz „Es ist schon unglaublich mit Euch.“ Ja genau, sag ich ja, es ist unglaublich, was man alles schaffen kann.

Danke Marco, und … 

… ich weiß schon: Komm gesund ins Ziel!

Mit diesem Triathlon Trainingsplan hat Marco sich vorbereitet.

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