Julia aus Overath hat sich auf ihren ersten Marathon in Köln mit einem persönlichen Marathon Trainingsplan vorbereitet. Warum sie nicht nur beim Laufen Puste braucht und wie ihr Training genügend Freiraum für ein anderes Hobby ließ, hat sie uns im Interview verraten.
Hallo Julia, herzlichen Glückwunsch zum ersten Marathon! Berichte uns bitte kurz von deinem Lauf. Wie hast du den Tag in Köln erlebt?
In Köln war es ein sonniger, sommerlicher Tag. Die Stimmung an der Startlinie war fantastisch. Ich war natürlich aufgeregt, fühlte mich aber gut vorbereitet und freute mich über die vielen jubelnden Menschen, die Musik und den blauen Himmel. Den Lauf selber würde ich in mehrere Abschnitte teilen: die ersten 22 km (wenn man den Halbmarathon geschafft hat) sind aufregend; ich achtete sehr auf mich, meinen Laufstil und Puls. Im nächsten Abschnitt, bis ca. km 29/30, war ich intensiv darauf bedacht, mich nicht zu überstrapazieren und mein gleichbleibendes Tempo beizubehalten. Ab km 30 lief meine Freundin mit. Sie war meine riesengroße mentale Stütze und Motivatorin für die letzten Kilometer. Einen Einbruch erlebte ich bei km 35/36 und war dankbar, dass ich mich von den Menschenmengen, der tollen Stimmung und den Worten meiner Begleiterin ablenken lassen konnte. Die letzten 2 km habe ich eigentlich gar nicht mehr mitbekommen. Ich war so glücklich und froh, dass ich es gleich geschafft haben würde! Das Gefühl, die letzten Meter über den roten Teppich zwischen Musik und Menschen ins Ziel zu laufen, ist einfach unglaublich! Allein für diesen Moment würde ich wieder mit dem Training beginnen.
Köln steht ja etwas im Schatten der anderen großen City-Läufe. Vielleicht möchtest du uns drei gute Gründe nennen, warum Marathon in Köln genauso schön ist. Was hat dir besonders gefallen?
Stimmt. Köln schreibt deutlich geringere Preisgelder aus und ist daher kaum attraktiv für internationale Spitzenläufer. Aber ehrlich gesagt spielte dies für mich keine Rolle. Mir ging es um die Stimmung und die Kölner können bekanntlich mit am besten feiern. Es gab Live-Bands, viele Getränke- und Versorgungsstände, ebenso genügend WC-Bereiche. Außerdem hat die Laufstrecke in Köln nur wenige Höhenmeter, was mir als „Marathon-Anfängerin“ sehr entgegen kam. Um es vielleicht noch mit den Worten eines meiner Bekannten, der passionierter Marathonläufer ist: Der Köln-Marathon ist wie ein großer Rosenmontagszug!
Wann hast du dich eigentlich entschlossen, Marathon zu laufen und was war deine persönliche Motivation?
Der Moment, sich zu entscheiden, einen Marathon zu laufen, kommt meines Erachtens aus einem spontanen, emotionalen Moment heraus. Nachdem ich dreimal einen Halbmarathon gelaufen bin und das Gefühl hatte, mich jedes Mal ein bisschen verbessert zu haben, stand meine Entscheidung fest, mich an einen großen Lauf zu wagen. Im Internet habe ich dann viel darüber gelesen und bin unter anderem hier auch auf MyGoal gestoßen.
Die persönliche Motivation war erstens natürlich der Reiz, etwas Neues auszuprobieren, bei dem ich körperlich und emotional wahrscheinlich an meine Grenzen stoßen werde. Zweitens glaube ich, das motivierte Menschen glückliche Menschen sind. Und drittens habe ich dann – nachdem ich mich auf MyGoal angemeldet habe – gedacht: jetzt ist es fest! Also gib Gas.
Man sagt ja, ein Marathonlauf ändert dein Leben. Kannst du das bestätigen? Was hat diese Erfahrung mit dir gemacht?
Trainierst du für einen Marathon, beginnst du, deinen gesamten Lebensstil umzustellen und dies meist in positiver Hinsicht. Mir ist beispielsweise bewusst geworden, dass Schlaf etwas ganz Wichtiges ist. Du kannst noch so motiviert sein, dich gesund ernähren und viel trainieren. Wenn du nicht genug schläfst, bringt dir das alles gar nichts. Eine gute Erholung ist das beste „Aufputschmittel“. Während der Vorbereitungszeit auf den Lauf habe ich mich intensiv mit meinem Körper und Geist beschäftigt. Dies habe ich nach dem Marathon beibehalten und es geht mir sehr gut dabei. Das Training für den Lauf hat noch eine positive Auswirkung: mein Immunsystem ist deutlich gestärkt! Ich denke, das kommt daher, dass ich viel, viel Zeit draußen im Tageslicht und in der Natur verbracht habe. Und die dritte Erfahrung, die ich gemacht habe, ist vielleicht etwas banal, aber wahr: ein bewältigter Marathon baut dein Ego auf. Du bist stolz darauf, aus eigenem Antrieb etwas geleistet zu haben – sowohl beim Marathon an sich als auch beim Training davor.
Wir freuen uns, wenn unsere Athleten ihre persönlichen Ziele erreichen. Was hat dir im Training und vielleicht auch während der harten Momente des Marathons besonders geholfen?
Der Gedanke, etwas Gutes für sich zu tun und daran zu glauben, es zu schaffen hat mir geholfen, schwierige Momente zu meistern. Oft habe ich mich während des Trainings schon auf den Moment gefreut, wieder nach Hause zu kommen: man fühlt sich ausgepowert, aber gut, die Haut ist frisch, Endorphine werden freigesetzt und man ist einfach stolz auf seine eigene Leistung. Natürlich gab es auch Momente der Entbehrung und des „inneren Schweinhundes“: man geht von einer Party vielleicht früher nach Hause, um am nächsten Tag fit zu sein oder man steht am Wochenende früh auf, um noch einen Lauf unterzubringen (auch, wenn es in Strömen regnet und kalt ist). Aber dies sind Dinge, die im Nachhinein betrachtet nicht wirklich schwierig waren.
Deine Trainerin Anke hat mir von einer weiteren Leidenschaft erzählt. Du spielst in einem Orchester – welches Instrument?
Ich spiele Klarinette, dies seit meiner Kindheit.
Ah, ein Blasinstrument - hast du als Marathon-Läuferin jetzt mehr Puste dafür?
Die „Puste“, die man für einen Marathon benötigt, ist eine andere als die für das Instrument, da die Luft hier eher aus dem Bauch durch die Luftröhre gepresst wird. Nichts desto trotz ist es sicherlich hilfreich, wenn man beim Musizieren eine gute Herzlungenfunktion hat! 😉
Was ist das für ein Orchester?
Es ist das Symphonische Blasorchester Neuhonrath. Seit den 60er Jahren wurde der Verein von einem kleinen Bläserchor zu einem großen Blasorchester kontinuierlich weiterentwickelt. Maßgeblich hierfür war, dass ausschließlich Berufsmusiker als Dirigenten verpflichtet wurden, die das Qualitätsniveau ständig verbessern konnten. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Wertungsspiele wieder. Der Verein hat inzwischen über 90 Mitglieder. Musikalische Höhepunkte sind die Konzerte im FORUM Wahlscheid (im Rheinisch Bergischen Kreis) und die Konzertreisen. Darüber hinaus ist das Orchester bei kulturellen und kirchlichen Veranstaltungen und Festen – auch über die Region hinaus – aktiv und hat schon einige Wertungsspiele in deutschen Städten mit Bravour gemeistert. Proben finden jeweils Dienstags abends und ca. alle 2-3 Wochen auch Sonntags vormittags statt.
Proben, Beruf, Familie und Marathon-Training - wie bringst du das unter einen Hut?
Ja, dank des Trainingsplans von Anke habe ich meine Zeit gut einteilen können. In der Trainingsphase ist es wichtig, strukturiert vorzugehen, um sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Anke hat mich im Voraus sehr intensiv zu meinem Alltag befragt (Beruf, Hobbies, Trainingsgewohnheiten, wann ich verreise oder an welchen Wochenenden Besuch etc. ansteht). Dadurch bekam ich selber einen besseren Monatsüberblick und konnte auch mal „Fünf gerade sein lassen“, wenn ich ein Training wegen Zeitmangel ausfallen ließ. Mir hat bei dem MyGoal Trainingsplan auch gefallen, dass ich mich nie überfordert oder zu stark unter Druck gesetzt fühlte. Die Trainingspläne waren wirklich individuell auf mich maßgeschneidert und dank der regelmäßigen Telefonate mit Anke fühlte ich mich hier einfach gut aufgehoben. Natürlich war es manchmal schwer, alles unter einen Hut zu bringen. Aber sowohl mein Mann und mein Sohn als auch meine Freunde haben mich eigentlich in jeder Phase unterstützt und motiviert.
Wird es einen nächsten Marathon geben?
Auf jeden Fall! Ich denke, ich werde im Oktober 2018 wieder in Köln laufen und eines meiner weiteren Ziele wird der Lauf in Berlin oder Frankfurt sein.
Hab ganz lieben Dank! Viel Erfolg für deine nächsten Vorhaben und: Komm gesund ins Ziel!